Flüchtlingswettbewerb: Montag, den 12.10.2015
Das Baraq Team, mit Johannes, unserem Fotografen ,Dominique und Jannique fliegen von Saarbrücken voll gepackt mit Plakat, Flyer, Stift und 35kg Übergewicht nach Griechenland auf die Insel Kos, um dort die Flüchtlinge zu besuchen. Von Kos geht es mit der Fähre in die Türkei, nach Bodrum, von dort aus reisen wir nochmal nach Kos und von dort aus per Fähre nach Athen.
Vom Flughafen Kos ging es sofort in unser Hotel, damit wir den nächsten Tag organisieren können. Leider mussten wir feststellen, dass das Hotel nicht so wie gedacht 20 km von Kos entfernt ist, sondern fast 35 km und die Busverbindungen Richtung Stadt nicht gerade einfach ist. Um von A nach B zu kommen, waren wir also gezwungen uns ein Auto zu mieten.
1. Tag in Kos: Dienstag, den 13.10.2015
Nach dem Frühstück ging die Reise sofort los. Wir konnten leider von Deutschland aus so gut wie gar nichts organisieren! Glücklicherweise wussten wir von einem Hotel, namens Captain Elias, welches uns aus der Presse und dem Fernsehen schon bekannt. Dort waren auch die Ärzte ohne Grenzen stationiert. Auf Anhieb hätten wir dieses Hotel wohl auch nicht gefunden! Was ein Glück!
Wir irrten in den Straßen herum und entdeckten dabei ein Haus, bei dem wir uns dachten, dass da Flüchtlinge sein könnten. Als wir das Auto parkten, meinte Johannes er müsste jetzt erst mal eine Zigarette rauchen, bevor er das Anwesen beobachtet.
Der wahre Grund war, wir mussten unseren Mut zusammen nehmen!
Wir haben überlegt, wie wir uns dem Anwesen und den Menschen annähern könnten und kamen auf die Idee Plakate aufzuhängen, um die Leute neugierig zu machen und Kontakt mit ihnen herzustellen.
Während des Aufhängens, wobei wir uns unabsichtlich schon ziemlich schusselig angestellt haben, wurden wir schon beobachtet.
Ein sehr ernst schauender Mann aus dem ersten Stock beobachtete uns, doch als er die Plakate wahrgenommen hat lächelte er mit uns! Das Eis war nun gebrochen. Später halfen sie uns sogar beim Aufhängen!
Nachdem wir damit fertig waren, haben wir uns auch getraut die Leute anzusprechen. Wir haben uns vorgestellt, unsere Flyer verteilt und ihnen erklärt, dass wir extra von Deutschland gekommen sind, um sie hier aufzusuchen und mit ihnen zu sprechen. Wir wollen ihre Situation auf unserem Blog bekannt machen und sie zu unserem Wettbewerb einladen. Sie waren total begeistert, dass man extra aus Deutschland gekommen ist, um mit ihnen zu reden. Wir hatten ihre Herzen im Sturm erobert!
Natürlich hatten wir Papier und Farbstift dabei,wir wollten nicht noch mal den selben Fehler wie bei Sinti und Roma machen. Die Menschen waren so arm in den Slums, dass sie weder Stifte noch Papier hatten. Dadurch kam keine Spontanität auf, so wie wir es gerade jetzt erleben!
Die Mitglieder der Familie kamen nach einander aus dem Haus. Sie kamen aus Syrien, sind aber Palästinenser. Sie nahmen sofort Stifte und Blätter. Einige gingen damit sofort wieder ins Haus und fingen an zu malen!
In dem nebenstehendem Haus hatten wir schon einen Mann erblickt, der einen sehr traurigen Eindruck machte. Wir gingen auf dieses Haus zu und fragten ihn, ob wir hineinkommen dürften (die Häuser hatten so einen kleinen Vorhof). Sehr freundlich und aufgeschlossen bat er uns hinein und stellte sich uns vor, Mohammed, das ist sein Name. Er bat uns zu setzen und so erklärten wir ihm unser Vorhaben. Natürlich luden wir ihn herzlich dazu ein! Er sagte sofort ja „Ich mache mit!“. Er müsse nur noch warten, bis sein Name an der Pinnwand steht, dann geht es nach Deutschland. Dieser Tag sollte heute sein.
Er erzählt uns von sich, dass er zwei Semester lang Student an der Universität in Syrien war, im Bereich Computertechnik.
Mohammed ist total sympathisch und aufgeschlossen und freute sich sehr, dass wir da sind. Auf die Frage, ob wir ihm ein paar Fragen stellen dürften, antwortet er spontan "Ja".
1. Wie bist du nach Kos gekommen?
„In Syrien ist meine Heimat. Ich bin von Syrien nach Libanon, von dort aus in die Türkei nach Mersin und dann nach Bodrum. Von Bodrum aus ging es mit dem Schlauchboot nach Griechenland, Kos. Die Schlepper haben insgesamt über 1800€ verlangt. Am teuersten war die Fahrt von Bodrum nach Kos, die über 1100€ gekostet hat. Eine normale Fahrt kostet ca. 30€. Aber was sollen wir machen! Wir waren zu 45 auf diesem Boot, während normalerweise nur 10 Menschen damit fahren.
2. Woher hattest du das Geld?
„Ich habe mein kleines Geschäft verkauft, das ich neben meinem Studium geführt habe.“
3. Warum hast du dein Land verlassen?
„Wegen dem Krieg. Vorher ging es meiner Familie und mir sehr gut. Ich habe studiert und hatte ein eigenes Geschäft. Meine Freundin ist gestorben bei einem Bombenangriff. Mein Bruder ? Ist verschleppt wurden, wir wissen bis heute nicht wo er ist. Ich war ein Monat im Gefängnis.
4. Was hast du getan?
„falscher Zeitpunkt, falscher Ort. Ich war vollkommen unschuldig. Ich habe nichts getan und wusste auch nicht weshalb. Das Leben war in Syrien nicht mehr tragbar. In meiner Heimat wird man sobald man 18 Jahre ist zum Militär gezwungen, ob man will, oder nicht! Einige meiner Freunde sind gezwungen worden. Sie waren nach 2-3 Tagen tot. Sie hatten noch nie ein Gewehr in der Hand!!!“
Mohammed weinte und uns tat es so weh. Wir hatten uns beinahe schon geschämt, ihn so viel zu fragen. Doch wenn wir es nicht täten, so würden wir ihre Situation nicht verstehen und noch besser begreifen warum sie auf der Flucht sind!
„Wir haben in Syrien nur 3 Stunden am Tag Strom, 1 Stunde Wasser.“
5. Was hältst du davon, dass Putin sich in euren Krieg einmischt?
„Das ist sehr schlecht für unser Volk. Für Asad ist es sehr gut, er gewinnt dadurch an Macht und Stärke. Die freie syrische Armee will die Freiheit für das syrische Volk. Das ist was mein Volk will.“
Wer führt denn jetzt alles Krieg in deinem Land?
„Al Nusra, IS, freie Armee, Putin, NATO, Asad, und viele Gruppierungen.“
6. Wie viele Deutsche haben Angst, dass Radikale in unser Land kommen?
„Die Angst ist berechtigt. Aber Terrorismus gibt es über all auf der Welt. Ein kleiner Teil derjenigen, die aus Syrien kommen, haben schon in der Heimat nichts arbeiten wollen. Sie werden wohl auch nicht bereit sein in Deutschland zu arbeiten. Der größte Teil der jungen Leute jedoch, will studieren. Sie wollen arbeiten! Sie wollen was aus ihrem Leben machen und freuen sich deshalb in Deutschland aufgenommen zu werden. Sie sehen hier ihre Zukunft.“
7. Wie viele sagen, sie möchten Deutsche werden?
„Viele behaupten sie würden gerne deutsch werden.
Wie fühlt sich das für dich an, wenn du das sagst?
„Mittlerweile fühlt sich das normal für mich an, Deutscher zu werden. Ich will Deutscher werden!! Ich habe von meiner Heimat in Syrien nichts mehr zu erwarten.“
8. Was hat unser Bundeskanzlerin, Frau Merkel für eine Bedeutung für euch Flüchtlinge?
Frau Merkel ist für ihn die Mutter der Nation „Die Mutter der Herzen!“ Man fühlt, dass das was er sagt aus tiefem Herzen kommt. Mohammad ist ein aufrichtiger junger Mann mit sehr viel Niveau und Höflichkeit! Für Deutschland eine Bereicherung, sollten solche Menschen zu uns kommen. Das ist jedenfalls der Eindruck, den das Baraq Team von ihm hat.
9 Wie war das für dich als du in Griechenland angekommen bist?
„Es war super gut! Viele Leute haben uns hier geholfen. Ich kann mich nicht beklagen. Überhaupt nicht! Wir haben 2 Stunden am Hafen gewartet und waren registriert.“
10. Musstest du Fingerabdrücke abgeben?
„Keine Fingerabdrücke.“
11. Warum seid ihr nicht in Zelten untergebracht, wie die Leute unten am Hafen?
„Wir haben noch etwas Geld und zahlen am Tag 20€ für 4 Personen. Das ist in Ordnung.
Wie viel Geld besitzt du Mohammed?
„300€. Ich hoffe das reicht.“
12. Momentan hat es mit den Flüchtlingen auf Kos nachgelassen, weißt du weshalb?
„Das hat mit dem toten Jungen am Strand zu tun, in der Türkei. Die Türken probieren Bodrum abzuriegeln.“
Mohammed, was hast du uns zu sagen? Welche Botschaft hast du für uns?
„Denkt über euer Leben nach!!!“
Wir bedankten uns bei ihm über diese Offenheit und wünschten ihm und seinen Begleitern Gottes Segen. Er meinte er möchte uns noch etwas sagen. Wir fragte, ob er es in das Diktiergerät sprechen möchte. Er hatte nichts dagegen und fing an auf Englisch zu sprechen. Hier könnt ihr es euch anhören! Uns hat es sehr berührt.
Er meinte er möchte uns noch etwas sagen. Wir fragte, ob er es in das Diktiergerät sprechen möchte. Er hatte nichts dagegen und fing an auf Englisch zu sprechen. Hier könnt ihr es euch anhören! Uns hat es sehr berührt.
Baraq - Interview mit Flüchtling Mohammed auf Kos
Mittlerweile brachten die Nachbarn, vom nebenstehendem Haus ihre gemalten Bilder. Nachdem wir uns alle etwas beruhigt haben, fragten wir Mohammed, ob er uns behilflich wäre, mit den palästinensischen Nachbarn zu kommunizieren. Für ihn ganz selbstverständlich, er dolmetschte für uns! Wir fragten nach dem Namen der Kinder, die dieses Bild gemalt haben und notierten uns diese. Die Frau erzählte, dass sie aus einem Lager in Syrien kommen und Palästinenser sind. „Wir hatten dieses Lager noch nie verlassen, wir haben Palästina noch nie gesehen.“
Eine der Frauen sagt, sie sei von der syrischen Polizei auf den Kopf geschlagen wurden. Sie betont es die Naht sei fast 8-10 cm. Sie fragten, ob wir ihnen Medikamente besorgen könnten. Natürlich, kann ja nicht so teuer sein, dachten wir. Von wegen.
Sie sagte, dass egal aus welchem Land, oder aus welcher Region jemand kommen würde, man schlägt niemandem auf den Kopf.
„Wir haben nichts gegen die Juden, aber gegen die Stadt Israel. Schließlich waren wir vor ihnen da. Die haben uns aus unserem Land vertrieben.“ Sie haben keine Hoffnung, dass es jemals Frieden geben wird. „Es wird sich nichts verändern!
Wir fragten Mohamed, ob er mit uns in die Stadt ginge, um zu dolmetschen. Er war einverstanden und bedankte sich, dass er uns helfen konnte. Wir haben beschlossen, Mohamed direkt in unser Baraq Team aufzunehmen. Wir fuhren in die Stadt, von wo aus es sofort an den Hafen geht, an dem die Flüchtlinge nach ihrem „Todes-Trip“ mit dem Plastikboot ankommen. So nannte es Mohamed. Er zeigte uns auch sein Boot. (graufarbig)
Es ist sehr ergreifend, solch eine Geschichte erzählt zu bekommen, von jemandem der dieses Schicksal selbst durchlebt hat. Da wir fotografieren wollten, gingen wir durch ein Tor am Hafen und was wir dort zu sehen bekamen, erfüllte uns mit Trauer. Man spürte, dass es nicht gerne gesehen wird, dass wir hier fotografieren. Es lag eine große Anspannung in der Luft, dass wir erwischt werden. Wir waren fast am Ende, als wir dokumentieren wollten, dass jeder der Schwimmwesten einen anderen Preis hatte.
Es kam wie es kommen musste. Plötzlich stand die Polizei vor uns und wir befürchteten unsere Kamera abgeben zu müssen. Gott sei Dank nicht. Wir wurden vom Platz verjagt und beobachtet, bis wir den Platz verlassen hatten. Ohne wenn und aber verließen wir den Platz, denn wir hatten ja alles gefilmt und fotografiert, was wir wollten. Wir hatten die Möglichkeit und das große Glück die Tragik des Geschehens der Menschen so authentisch festhalten zu können. Dieses tiefen unbeschreiblichen Gefühle und Vorstellungen darüber, was ein Leid dort angerichtet worden sein müsse. Einer aus dem Team sagte: „Da sind die Sorgen die ich habe nichts dagegen, obwohl sie mich manchmal schlaflose Nächte kosten.“ Ich denke das haben alle im Team nachempfinden können. Wir verließen das Gelände.
Mohamed war eine große Hilfe! Nicht nur bewirkte er, dass die Flüchtlinge noch aufgeschlossener waren, sondern führte uns auch noch zu dem Aushang, auf dem die Namen gelistet sind, wer mit dem Schiff nach Athen fährt und von dort aus die Balkanroute nach Deutschland einschlägt. Er schaute auch nach seinem Namen, da seine Reise morgen beginnen sollte, doch er stand noch nicht an der Pinnwand. Mohamed führte uns zu dem Park, wo die Flüchtlinge sich aufhalten, wenn sie ärztlich versorgt werden müssen.
Nun verteilten wir unsere Flyer, wir trafen wirklich junge, tolle, dynamische, freundliche, hoffnungsvolle, aufgeschlossene Menschen. Ein junger Mann aus einer Gruppe von Syrern, erzählte uns, dass er Fotograf sei und zeigte und Fotos auf seinem Handy. Wir waren sehr beeindruckt und baten ihn sofort bei dem Baraq Wettbewerb teilzunehmen. Auf die Frage, in welches Land er reisen würde, antwortete er, er ginge in die Schweiz.
Die Stimmung war außerordentlich gut und man hatte das Gefühl, dass die freiwilligen Helfer auf Kos ihr bestmögliches geben! Leider konnten wir auch wahrnehmen, dass die Stimmung bei den Leuten aus Pakistan, dem Irak, oder Afghanistan viel betrübter war. Hier drauf kommen wir nochmal zurück!
Nachdem wir fleißig Flyer ausgetragen haben, fuhren wir Mohamed wieder nach Hause. Da wir Zeitdruck hatten und unser Auto abgeben mussten, verabredeten wir uns am nächsten Tag um 12:00 Uhr zum Essen. Mohamed freute sich sehr, dass wir am nächsten Tag nochmal kommen werden und bedankte sich, dass er uns behilflich sein durfte. Nun fuhren auch wir in unser Hotel, vollgepackt mit all diesen Erlebnissen. Was ein aufschlussreicher Tag für uns !!
Mittwoch, den 13.10.2015
Um 11:00 Uhr ging es nochmal los, um rechtzeitig bei Mohammed zu sein. Als wir ankamen, zeigte er uns sofort den Zettel mit seinem Namen auf der Liste und teilte uns mit, dass es schon um 19:00 Uhr los ginge. Er habe schon alles gepackt und sei vorbereitet.
Im Lokal angekommen, fragten wir ihn, ob er Angst vor dieser langen Reise hätte, er sagte uns, dass er sich freuen würde, wenn er in Deutschland ankommt.
Er erzählt uns, dass sein Freund ihm in der Türkei in Bodrum gesagt hat:“ In Griechenland wirst du Menschen treffen die gut zu dir sind und dir helfen werden!“ Er antwortete ihm: „Wer soll mir denn schon helfen?“ Er betonte, dass er jetzt vor uns sitzen würde und weiß, dass sein Freund recht hatte! Wir möchten ihm auch in Deutschland zu Seite stehen!
Unser Fotograf Johannes zeigt ihm alles was man in Deutschland benötigt: Ausweis, Versicherungskarte, Führerschein, Bankkarte. Wir fragen einfach glücklich zusammen zu sein, ohne viele Fragen zu stellen.
Nun fuhren wir Mohamed wieder nach Hause. Wir fragten, ob er kurz Zeit hätte, mit zu der palästinensischen Familie zu kommen, um dort zu dolmetschen. Wir würden so gerne in Erfahrung bringen, was für eine Bedeutung das am Vortag gemalte Bild für sie habe. Mohamed war uns sehr gerne behilflich! Das Gespräch mit den Kindern und Jugendlichen, haben wir auf Tonband für euch aufgenommen:
Im weiteren Verlauf, wurden wir gefragt, ob wir nochmal in die Apotheke gehen könnten, wegen der Narbe am Kopf, da es ihnen selbst nicht möglich sei Medikamente zu kaufen. Natürlich sagten wir sofort ja. Dominique und Jannique gingen los. Johannes blieb mit Mohamed zurück und unterhielt sich mit dem Mann, der uns anfangs vom Fenster sehr kritisch beobachtete. Er wurde immer aufgeschlossener und erzählte Johannes das der Islamische Staat, IS ihm den Arm abhacken wollten. Es sei unmöglich dort zu bleiben. Einer der Frauen berichtet, dass die beeinträchtigte Mutter noch im Lager sei und dass sie diese unbedingt nach Deutschland bringen wollen.
Mittlerweile kamen wir zurück. Leider haben wir nur eine geschlossene Apotheke vorgefunden. Aufgeben wollten wir aber nicht!
Johannes, Mohamed, Dominique und Jannique fuhren wieder los und fanden nach längerer Suche auch eine Apotheke. Dort fanden wir heraus, dass das gewünschte Medikament verschreibungspflichtig ist. Wir suchten die Apotheke vom vorherigen Tag, da diese en Auge zugedrückt hatte. Auch diese Apotheke hatte leider geschlossen!
Nach langer Verirrung fanden wir durch Zufall das Captain Elias, ein Hotel, bekannt aus Presse und Fernsehen. Dort sind auch die Ärzte ohne Grenzen stationiert. Als wir ausstiegen sahen wir ein verwüstetes, zugemülltes Chaos. Das Hotel ist geschlossen.
Mohamed folgte Johannes ins Haus, da er ihn nicht alleine lassen wollte. Bei solch einem Anblick fragt man sich was die Menschen bis hier hin alles schon erlebt haben und wie es ihnen heutzutage geht. So viele Schicksale sind auf dem Weg. Die Gefühle in diesem Moment sind unbeschreiblich. Manchmal benötigt man Wochen, um sie überhaupt ausdrücken zu können.
Plötzlich kam uns ein Blitzgedanke! Was wäre, wenn die Polizei kommen würde, Mohamed wegen Hausfriedensbruch verhaften würde und deswegen das Land heute nicht mehr verlassen kann? Wir riefen ihn sofort raus und ließen ihn sich ins Auto setzen, sodass er nichts damit zutun hat.
Trotz dieser Gefahr wollte er Johannes nicht alleine lassen. Wir erklärten ihm, dass es zu gefährlich für ihn sei und fuhren ihn nach Hause. Wir verabschiedeten uns und vereinbarte, dass er uns während seiner Reise auf dem Laufenden hält.
Bodrum, Mittwoch, den 14.10.2015
Morgens fuhren wir direkt an den Hafen, nach Bodrum, in die Türkei. Von einer Reiseleiterin erfuhren wir, dass die Flüchtlinge sich wegen den Touristen tagsüber verstecken und sich am Abend erst wieder frei bewegen können. Sie erzählte, dass es nicht so wie in Kos sei.
Als wir am Hafen ankamen, konnten wir keinen einzigen Flüchtling sehen. Mohamed hat seinen Freund angerufen, ein Flüchtling, der sich am Hafen aufhält. Wir baten ihn uns vor Ort zu helfen, worauf hin er leider mit nein antwortete, da es ihm zu gefährlich sei. Das können wir natürlich sehr gut nachvollziehen. Er gab uns einen Tipp, welchen wir auch befolgten.
Da die Flüchtlinge sich ein gutes Stück vom Hafen aufhalten, benötigten wir eine Weile, um sie zu finden. Die meisten kommen aus Pakistan und Afghanistan. Die Stimmung war keinesfalls mit der auf Kos zu vergleichen, wo die Flüchtlinge viel freier und aufgeschlossener sind. Verhältnismäßig haben sie es dort besser. Hier liegen sie auf dem dreckigen Boden, wie ein Stück Vieh, menschenunwürdig.
Wir trafen einen deutschsprachigen Verkäufer, der uns erzählte, dass die Flüchtlinge sich wegen der Hitze tagsüber weiter oberhalb aufhalten. Wir hatten gehört, dass die Polizei die Flüchtling tagsüber verstecken würden und fragten den Verkäufer. Er verneinte dies und erklärte, dass die Flüchtlinge in der Markthalte schlafen, Abends nachdem der Obst- und Gemüsemarkt schließt. Wir fragten ihn, ob er durch die Flüchtlinge weniger Umsatz macht. Er antwortete Ja, zwischen 50% – 60%. Die Leute hätten keine Lust zu kaufen, wenn sie so viel Elend sehen.
Mit einem unguten Gefühl hingen wir unsere Plakat an der Markthalle auf. Zum Glück ging alles gut. Wir teilten unsere Flyer aus und trafen dabei einen englischsprachigen, pakistanischen Flüchtling. Wir baten ihn die Flyer an seine Landsleute zu verteilen und ihnen das Projekt zu erklären. Er erzählte uns seine Geschichte. Alles sehr traurig. Ihr könnt es euch anhören.
Zu Beginn der Unterhaltung erlebten wir einen starken Mann, welcher zu Ende hin zusammenbrach. Es sei alles unfassbar hart, vor allem ihre Frauen und Kinder zurücklassen. Sie glauben fest daran, dass sie es schaffen in Europa ein besseres Leben führen zu können und ihre Familie zu sich holen zu können. Dies ist der Antrieb Vieler! Aufgrund der Angst unterwegs zu verhungern, oder zu ertrinken bringen sie ihre Familien nicht direkt mit. Manch einer behaupte, dass sie Terroristen seien, da sie alleine kommen.
Wir machten uns weiter auf die Suche und trafen Helfer beim Plakat aufhängen.
Auf einmal kamen einige junge Leute, Flüchtlinge, und wollten ein Foto mit uns machen. Ein kleiner Moment der Freude kam auf!
Wäre man doch nur reich, um ihr Leid etwas zu lindern. Dieses Gefühl der Machtlosigkeit breitete sich aus, ein heißer Tropfen auf einem Stein, mehr nicht. Das hält Baraq jedoch nicht davon ab im kleinen Rahmen zu helfen! Es ist das Gefühl nicht ganz allein zu sein, was dem Gegenüber ein Gefühl der Wertschätzung und Zuneigung gibt.
Unsere Zeit ging zu neige und wir machten uns wieder auf den Weg zum Hafen. Erst am Ende des Tages ist uns eingefallen, dass unser Flyer auf kurdisch übersetzt war. Das ist natürlich der Hammer! Einen Flyer in der Türkei zu verteilen, auf dem kein türkisch, sondern kurdisch abgedruckt war, das war schon eine Nummer für sich.
Jetzt geht es nach Kos. Und von dort aus geht es um 20:00 Uhr nach Athen mit Übernachtung auf einem großen Schiff, das fast 3.000 Menschen aufnehmen kann.
Heute kommen auch die Flüchtlinge an Bord, die von Athen weiterreisen (darauf kommen wir später noch zurück). Sie müssen hinter einem Tor warten, wie die Menschen zweiter Klasse. Erst die Zahlenden, dann die Flüchtlinge.
Die Stimmung an Bord war sehr gut! Wir trafen bekannte Gesichter und machten Fotos. Von den ganzen Eindrücken waren wir ziemlich erschöpft. Unser Fotograf Johannes war noch eine Zeit auf Deck, um die Stimmung zu verinnerlichen und zu fotografieren.
Athen, Donnerstag, den 15.10.2015
Um 6 Uhr morgens kamen wir am Hafen von Athen an. Von dort aus nahmen wir direkt ein Taxi, da wir um 16:30 Uhr spätestens am Hafen sein mussten. Wir wollten direkt in den Park „Pedion Areos“. Hier sollte ein großes Flüchtlingslager entstanden sein, das im Fernsehen und der Presse bekannt ist.
Wir wunderten uns, dass der Taxifahrer sich mehrmals versicherter, ob wir wirklich dort hin wollen. Während der Fahrt konnten wir wirklich große Armut beobachten und sehr viele arme Menschen, die gerade wach wurden, die mit Einkaufswagen ihr Hab und Gut vor sich herschieben. Unzählige Menschen lagen auf der Straße, zu erkennen Drogenkonsum und Alkoholismus. Auch die Häuser sind runtergekommen. Als wir dort waren, begriffen wir, weshalb der Taxifahrer mehrmals fragte.
Von Flüchtlingen, keine Spur!
Der Bericht war gerade mal drei Wochen alt. Doch was wir hier zu sehen bekamen, waren Junkies und Obdachlose, die größte Armut! Einen Moment lang haben wir überlegt, ob wir überhaupt da durch gehen wollten, da die Stimmung so bedrohlich war. Aber was blieb uns übrig. Wir liefen durch einen Park, wo wir uns mit ein paar Leuten unterhielten, die auf dem Weg zum Victoria Platz sind. Also los zum Victoria Platz!
Wir stiegen nochmal ins Taxi, da unsere Zeit wirklich äußerst knapp war. Am Victoria Platz angekommen, sahen wir sofort, dass wir hier richtig sind! Wir gingen erst in ein Café, um uns zu stärken. Es ist nicht so, als könnte man ganz einfach auf die Leute zugehen, man muss schon ein wenig innerliche Stärke aufbauen und mir leerem Magen ist das schwierig. Wir bemerkten, dass immer mehr Flüchtlinge kamen.
Wir schauten uns erst ein wenig um. Jeder von uns hatte in der Bäckerei ein Eis geschenkt bekommen, das wir an drei Kinder verschenkten. Wir hätten ahnen müssen, dass mehrere Kinder kommen würden! So ist es auch passiert. Wir haben die Kinder abgezählt und haben den Kleinen Eis besorgt.Mittlerweile sind die Leute vertrauter geworden. Ein Vater mit Kind auf dem Arm, welches keine Schuhe trug, sagte „Schuhe, keine Schuhe“.
Wir überlegten was wir tun könnten, also haben wir unsere Arbeit niedergelegt und sind mit dem Mann und dem Kind ein paar Strümpfe und Schuhe kaufen gegangen. Das Kind hat sich so sehr gefreut! Und auch uns hat das so glücklich gemacht. Der Vater war richtig stolz, denn er hat das Kind die ganze Zeit getragen, da es barfuß sehr gefährlich wäre.
Die Leute beobachteten uns ganz genau. Erst waren sie äußerst distanziert, doch sie schienen zu spüren, dass wir Leute sind, die Respekt vor ihnen haben. Dadurch kommen natürlich auch ihre Bedürfnisse zum Vorschein, da sie sich trauen zu fragen. Ein Freund ist geboren, um in der Not ein Bruder zu sein. Jetzt geht es erst richtig los.
Wir packten unsere Malstifte und das Papier aus und verteilten es an die Kinder. Mit so einer Kleinigkeit konnten wir ihre Herzen im Sturm erobern. So viele glückliche Kinder. Das könnt ihr auf dem Video sehen. Einige fingen sofort an zu malen. Das Malen ist für die Kinder sehr wichtig, da sie damit ihre Erlebnisse ausdrücken und ihren Schmerz darstellen können. Es stellt eine Art der Befreiung und der Mitteilung dar.
Faber Kastell und Pelikan hätten sich sicherlich gefreut, wenn sie gesehen hätten, wie glücklich die Kinder über die Farbstifte sind.
Weder Faber Kastell, noch Pelikan wollte uns unterstützen. So banal es auch ist. In einem 1€ Shop haben wir von Faber Kastell Stifte für 1€ gefunden. Es macht für Baraq schon einen Unterschied, ob wir einen Euro zahlen, oder drei, oder vier. Wir wollten qualitativ hochwertige Stifte, da die Kinder nichts davon haben, wenn diese direkt abbrechen würden. Man sagt wo ein guter Wille ist, da ist auch ein Weg. Weder einen guten Willen, noch ein guter Weg wurde uns vorgeschlagen.
Kommen wir wieder auf das Wichtigste zurück. Wie ihr merkt sind die Stifte zu einer emotionalen Sache für uns geworden. Ehrlich gesagt sind wir immer noch beleidigt!
Plötzlich, großes Geschrei! Wir trafen vier Jungs, denen wir schon in Kos begegnet sind. Sie haben sich riesig gefreut uns nochmal zu sehen. Für ihre Erinnerung und Freude zu Hause wurden einige Selfies geschossen. Wir haben ihnen alles Gute auf ihrem bevorstehendem Weg gewünscht und haben uns auf Facebook miteinander in Verbindung gesetzt.
Leider haben wir erfahren, dass sie getrennt wurden und, dass einer der Jungen ganz alleine unterwegs ist. Sie sind über die Balkanroute gekommen. Es waren so viele Menschen, dass sie auseinander gerissen wurden. Das ist sehr traurig. Wir haben festgestellt, dass die Flüchtlinge sich untereinander brauchen. Vor allem die jungen Leute schließen sich zu kleinen Gruppen zusammen, um das Ganze besser ertragen zu können.
Wir stehen jetzt auch in Deutschland mit ihm in Kontakt. Wir werden euch zu einem späteren Zeitpunkt darüber berichten.
Johannes hat Peter auf dem Platz getroffen, er ist Architekt und kommt aus Polen. Seit ein paar Tagen ist er nun in Athen und befasst sich mit der Architektur in Athen und den lokalen Strukturen, einschließlich der Flüchtlinge. Jetzt hatten wir für kurze Zeit einen Reiseführer. Er brachte uns auf einen Platz, wo sehr viele Plakate hingen, von Menschen die ihre Gedanken bezüglich der Politik zum Ausdruck bringen wollten. Auch wir hingen unser Plakat dort auf.
Dann brachte er uns in ein besetztes Haus, welches ein Verein einfach für die Flüchtlinge in Besitz genommen hat. Hier können sie sich aufhalten, ausruhen, schlafen, hier bekommen sie Kleider und andere Dinge die sie benötigen. Die Leute sind sehr nett und offen. Wir durften unsere Flyer dort lassen, damit sie diese verteilen. Das war super gut!!
Jetzt ging es durch die Stadt Athen, um unsere Plakate aufzuhängen. Wir hatten hier kein so ungutes Gefühl wie in der Türkei. In Griechenland haben wir uns sehr wohl gefühlt.
Die Rückfahrt war ziemlich langweilig, da das Schiff fast leer war. Die Nacht war extrem stürmisch, sodass einer aus dem Team sagt, er hätte noch nie so viel gebetet.
Kos, Freitag, den 16.10.2015
5:20 Uhr, Gott sei Dank in Kos angekommen. Wir tigerten erst mal durch die Stadt, es war sehr ruhig, noch kein Kaffee hatte geöffnet.
Wir fragten einen Taxifahrer, was er für die Fahrt zu unserem Hotel verlangte. Wir wussten es zwar, aber dachten, dass wir vielleicht noch verhandeln könnten. Er wich nicht vom Preis von 40€ ab. Da der Taxifahrer so hartnäckig war, haben wir uns geweigert und beschließen ein Auto zu mieten. Dies kostet zwischen 35 – 45€.
Wir warteten also bis der Autohändler öffnete, da wir ansonsten den ganzen Tag im Hotel sitzen müssten, da wir nicht mobil wären. Dafür wäre unsere Zeit zu wertvoll.
Im Hotel angekommen, frühstückten wir erst mal, erholten uns von der anstrengenden Reise und fuhren nochmal zurück nach Kos. Wir waren auf der Suche nach einem Verein „Kos Soldarity“, der uns von einer Hilfsorganisation empfohlen wurde. Johannes erstaunt uns mit seinem Orientierungssinn immer wieder. Auch diesen Verein hatte er schnell gefunden.
Dort angekommen, wurden wir sehr herzlich aufgenommen und stellten unser Projekt vor. Die Leute waren begeistert! Keiner sagte, dass es Quatsch sei, was wir hier machen, ganz im Gegenteil, die jungen Leute waren sehr beeindruckt und angetan von der Sache.
Es hat uns eine große Freude gemacht, so willkommen geheißen zu werden, selbst in solch einer schwierigen Lage. Die freiwilligen Helfer des Vereins Kos Solidarity, einer der ersten Vereine die vor Ort von Anfang an Unterstützung leisten, haben enorm viel zutun. Wir von Baraq können ihnen nur herzlich danken, dass ihr vor Ort seid, dass ihr das Leid der Flüchtlinge lindert. Danke!
Einige Leute sagten, dass die Regierung überhaupt nichts dazu beigetragen hat, natürlich bis auf die Registrierung. Was die Verpflegung und die Erfüllung aller anderen Bedürfnisse betrifft, wurde ausschließlich von ehrenamtlichen Helfern übernommen.
„Wo gehen unsere Gelder hin?“ Es gibt mittlerweile viele Gruppierungen (Vereine), die die Lorbeeren einheimsen möchten, wie man uns mitgeteilt hat. Die nicht zu sehen waren, als 7.000 Menschen da waren! Wir fragten naiv weshalb sie jetzt präsent seien und bekamen die Antwort, dass es nur ums Geld und um Spenden ginge . Das Flüchtlingsthema sei ein Geldgeschäft für Wichtigmacher und Skrupellose.
Nun ging es zur Essensausgabe los. Wir fragten höflich, ob wir uns anschließen dürften. Wir wurden herzlich eingeladen, um 24 Uhr ging es am Hafen los. Wir wurden gefragt, ob wir ein Auto hätten. Gott sei Dank, haben wir uns am Morgen gegen das Taxi entschieden! So konnten wir mit auf Streife fahren, um die Flüchtlinge in Empfang zu nehmen, wenn sie am Hafen ankommen. Wow! Dachten wir, wir sind dabei!
Zwar hatten wir Angst, aber diese haben wir überwunden. Auf einigen Reisen haben wir schon lernen müssen mit Angst umzugehen und sind zu der Ansicht gekommen, dass die Angst einen beherrschen will. Doch wenn man sie beherrscht, dann ist man ein Sieger!
Das ist ein wunderschönes Gefühl und man ist ein kleines Stück stärker und mutiger.
Wir wollten euch einen kurzen Blick in unsere Gefühlswelt werfen lassen, um euch wissen zu lassen, dass auch wir das nicht einfach so mit links machen. Auch wir müssen unseren Mut zusammennehmen, um das eine oder andere Projekt zu organisieren.
Wir gingen vorher noch kurz ins Hotel, um uns wenigstens für 1-2 Stunden auszuruhen. Dies war überhaupt nicht machbar, da wir total aufgeregt waren. Es ging also um 11 Uhr los, sodass wir 45 Minuten später in Kos am Hafen waren. Dort arbeitet der Verein Kos Solidarity in Wechselschichten bis 8 Uhr morgens.
Gegen 1 Uhr ging es los. Das Baraq Team fuhr hinter einem Convoy her, immer an der Küste entlang, immer wieder mal ausgestiegen und gewartet und Ausschau gehalten.
Dann sagte jemand von Verein, dass keiner zu kommen scheint, obwohl das Meer sehr ruhig sei. Wir fuhren weiter, stiegen aus, schauten auf das Meer, auf einmal kam ein Mann aus der Dunkelheit. Ein Mitarbeiter lief ihm entgegen, er war klitsch nass, er nahm ihn in den Arm und sagte „Willkommen!“ und fragte, ob noch mehrere da seien. Mit zitternder Stimme antwortete er auf Englisch „ja!“ . „Habt ihr Kinder dabei ?“ – „Ja ganz viele.“ Er solle alle rufen, sie sollen kommen, sie wären in Sicherheit!
Plötzlich kamen ganz viele Mütter, alle von oben bis unten nasse, alle waren so glücklich und freudig am Leben zu sein. Jetzt wurden erst mal Decken ausgeteilt und ein Getränk in die Hand gedrückt.
Wir wollten Fotos mit uns machen, damit sie diese nach Hause schicken könnten, als Beweis, dass sie lebend angekommen sind. Es war wirklich unbeschreiblich wie glücklich diese Menschen waren, dass sie, ihre Kinder und Frauen festen Boden unter ihren Füßen hätten. Manche standen regelrecht unter Schock, ihre Beine zitterten vor Kälte und Angst. Sie waren überglücklich. Das könnt ihr auch auf dem Video sehen.
Baraq - Ankunft der Flüchtlinge aus dem Meer auf Kos
Wir hatten diese Nacht das Glück, dass alle am Leben waren und keine der Kinder verunglückt ist, wie drei Tage zuvor auf der Nachbarinsel, wo drei Kinder und mehrere Erwachsene verstorben sind. Wir haben gespürt was für ein Ausmaß das Ganze hat, welch eine Katastrophe, die Menschen durchleben müssen. Leid. Aus diesem Grunde wollten wir direkt hier vor Ort sein, um das zu fühlen und mit euch zu teilen.
Unser Verständnis ist natürlich noch größer dadurch geworden. Mittlerweile kommen noch mehrere Autos, um alle Leute zu transportieren und direkt an den Hafen zu fahren. Dort wartet man schon aus sie, um ihnen zur Seite zu stehen. Mit frischen Kleidern, Trinken und Nahrungsmitteln.
In dieser Nach haben wir niemanden von den Behörden gesehen, der Zuflucht bot. Dies organsierte alles der Verein Kos Solidarity. Mit trockenen Kleidern, Versorgung und tröstenden Worten. Eltern und ihre kleine Kinder wurden in Hotels untergebracht, die Männer mussten in Zelten schlafen. Der Verein hat sogar ein kleines Team vor Ort aufgestellt, dass sobald es trocken ist, mit den Kindern spielt, damit sie für kurze Zeit abgelenkt sind und ihre Unterkunft als ein freudiges Erleben empfinden. Das sah sehr geglückt aus.
Trotz der Überlebensfreude der Menschen, ist die Situation unfassbar, man kann das alles gar nicht realisieren, was da gerade abläuft.
Dass Menschen mit ihren Kindern auf dem Meer mit Plastikbooten ihr Leben riskieren. Wie unerträglich muss es für sie in der Heimat sein, dass das der letzte Ausweg ist. Tod oder Leben. Nachdem alle Leute versorgt waren, hatten wir uns noch kurz in einer Runde zusammengesetzt. Es war 4:30 Uhr.
Einer der Helfer bedanket sich bei uns, dass wir dabei waren und dass wir so ein Projekt hier gestartet haben. Er sagte, wir sollen so weitermachen und uns von niemandem entmutigen lassen. Dabei war er es, der mit seiner Truppe das Lob verdient hat!
Er sei bescheiden, sagt er. Solche Projekte seien im sehr wichtig. Ich erklärte ihm, dass man uns in Deutschland fragte, was wir mit den Flüchtlingen und dem Wettbewerb wollen würden. Die hätten andere Sorgen. Hört sich logisch an.
Doch im Gegenteil! Die Flüchtlinge hier in Kos, Bodrum und Athen haben sich sehr gefreut. Wir betonten, dass wir extra aus Deutschland zu ihnen geflogen seien, um einen Dialog mit ihnen zu suchen, um die Wichtigkeit dessen darzustellen. Wir haben nur Zuspruch bekommen, offene entgegenkommende junge Menschen, die glücklich waren, dass man sie aufgefordert hat mitzumachen. Sie waren teilweise richtig begeistert. Wir erzählten, dass wir auch 2012 schon in Kairo waren, die jungen Menschen besucht haben und in ganz Ägypten den Wettbewerb ausgerufen haben. Die Jugend hat sich außerordentlich gefreut, dass man für sie aus Deutschland gekommen ist und der Rest der Welt sie nicht vergessen hat.
Es kommen viele junge Leute aus unterschiedlichen Nationen, um diesen Verein zu unterstützen. Wir waren ja nur ein einziges Mal dabei. Doch hier wird dieses Projekt seit Monaten, Tag für Tag, Nacht für Nacht verfolgt. Wir bedankten und verabschiedeten uns voneinander. Die Mannschaft, inklusive uns war erschöpft. Das war unser letzter Abend in Kos. Morgen geht es wieder zurück nach Deutschland.
Baraq hat auf jeden Fall einen neuen Verein gefunden welchem wir durch euch, durch den T-Shirt Verkauf, Spenden zukommen lassen werden.
Das Ziel von Baraq ist es so schnell wie möglich online gehen zu können und bei unserer nächsten Reise einen Kameramann, oder eine Kamerafrau dabei zu haben, die das Ganze live übertragen. Wir bitten euch um Entschuldigung, dass die Videos nicht so gut gelungen sind. Das tut uns selbst im Herzen weh. Da wir alles privat finanzieren, hat auch unser Budget eine Grenze. Wir sind sehr bemüht noch besser für euch zu werden, da wir uns wünschen euch ganz nah an unsere Projekte zu führen.
Das geht nur mit Schnelligkeit und besserer Technik. Das schaffen wir auch noch! Wisst ihr, wenn wir solche Tage erleben, dann sind wir abends total erschöpft und können auch nicht mehr schreiben. Aus diesem Grund wünschen wir uns jemanden dabei zu haben, der sich nur auf das Schreiben konzentriert.
Das wäre unser absoluter Traum. Wir wissen, dass noch mehr geht!
Das Fazit ist, dass dieses Erlebnis unbezahlbar ist. Wir haben erfahren, dass wenn man Menschen mit Liebe begegnet, dass ihre Herzen sich öffnen. Wir haben Menschen getroffen, die an diesem Abend bei der Patrouillenfahrt unglaublich glücklich waren noch am Leben zu sein. Das sind Momente, die wir nie vergessen werden.
Wir haben noch einmal lernen dürfen wie wichtig es ist miteinander zu reden, Zeit zu investieren und Mut zu schenken. Die Menschen haben ihre Erlebnisse mit uns geteilt und uns unverfälschte Emotionen und Schmerzen offenbart und ihr Vertrauen geschenkt. Wir danken allen, die wir getroffen haben. Von dem ein oder anderen werden wir euch noch berichten. Dies können wir zur Zeit leider nicht tun, da wir sie in Gefahr bringen würden. Der Ablauf in Deutschland war für manch einen eine ganz schlimme Erfahrung. Auch für uns war dies unfassbar. Wir stehen noch immer mit drei Leuten in Kontakt und besuchen sie in Deutschland im Lager.